Geschichte

Die Geschichte des heutigen Allendorf reicht mehrere Jahrtausende zurück. Am Totenberg wurden die ältesten Besiedlungsspuren des Landkreises gefunden. Weiterhin finden sich Spuren Keltischer Besiedlung. Da jedoch keinerlei Urkunden aus dieser Zeit existieren, wären Zeitangaben vage. Seit wann auf dem heutigen Stadtgebiet durchgehend gesiedelt worden ist, ist unklar.

Zahlreiche Großbrände und einige Kriegsereignisse vergangener Jahrhunderte haben wahrscheinlich unzählige weitere Spuren früherer Zeiten in Form von Urkunden und Gebäuden unwiederbringlich vernichtet.

780

bis 802. Allendorf wird erstmals im »Codex Eberhardi« des Klosters Fulda erwähnt:

»Arnwic tradidit sancto Bonifacia proproetates suas in villa Altendorfe, Lantorfere marca, cum mancipiis domibus ac mansionibus eorum.«
(Arnwig schenkt dem hl. Bonifatius seine Eigentümer in dem Dorfe Altendorfe, in der Mark Lantorf (Londorf), mit allen Hörigen, deren Häusern und Unterkünften.)

1323

Allendorf erhält durch Landgraf Otto I. eine eigene Pfarrei. Zuvor gehörten die Allendorfer Christen zur Pfarrei Winnen und davor zu Londorf.

Landgraf Otto I. gestattet dem Flecken Allendorf einen Wochenmarkt.

1365

Landgraf Heinrich II. ordnet die Ortsbefestigung an. Die Dörfer Totenhausen und Möllenbach werden aufgehoben und die Bewohner Allendorf zugeführt.

1370

Am 2. März wird Allendorf vom Landgrafen Heinrich II. zur Stadt erhoben. Die Bürger erhalten alle Rechte und Freiheiten, wie sie der Stadt Marburg bereits 1150 verliehen worden waren. Aus dem Freiheitsbrief geht weiter hervor, dass die Rechte der Stadt und ihrer Bürger »ewiglich« gegeben sind. Bedingung war, dass die Stadtbefestigung fertiggestellt wurde.

Ein wichtiges Privileg ist die Abhaltung von Märkten.

1377

Die junge Stadt wird von Herzog Otto von Braunschweig und Johann von Nassau überfallen und geplündert. Die Einwohner werden gefangengenommen; 16 Personen sterben in den Gefängnissen.

1387

Überfall durch Abt Kilian von Mainz unter Freiherrn Konrad von Schweinsberg.

1479

3. August. Durch einen Blitz ausgelöst, brennt die Stadt einschließlich des Rathauses bis auf wenige Gebäude ab.

1479

bis 1483. Die Pest wütet in der Stadt. Die Feldbestellung ruht, eine Hungersnot bricht aus. Die Stadt bittet bei der Landgräfin um einen Steueraufschub.

1480

Erste Nachricht über das Wirken von Handwerkszünften. Es gilt der Zunftzwang.

1525

Die Wallgräben werden wieder zugeworfen. Es entstehen Gärten.

1575

Die Pest wütet so stark, dass von 1100 Allendorfer Einwohnern 700 sterben.

1603

6. Mai. Zwischen 10 und 11 Uhr bricht am Kirchberg in der Scheune von Johannes Schole wahrscheinlich durch die Nachlässigkeit einer Frau ein Feuer aus, das 56 Gebäude vernichtet. Die Frau wird nach Marburg ins Gefängnis gebracht, wo sie stirbt.

1613

Erste Erwähnung eines Schulbetriebes.

1625

Übergang der Hoheitsrechte auf Hessen-Darmstadt. Jetzt liegt Allendorf an der Nordgrenze des hessen-darmstädtischen Gebietes. Die Entwicklung der Stadt wird nunmehr zu ihren Ungunsten beeinflusst.

1628

Die Pest rafft innerhalb eines Vierteljahres 250 Einwohner hinweg.

1634

Samstag nach Ostern. Großbrand auf dem Kirchberg, in der Borngasse und am Turm in der Stadtmauer. Es wurden 34 Gebäude vernichtet.

1635

Wieder wütet die Pest schwer: Vom 11.08. bis Weihnachten sterben 370 Einwohner. Der Rest der Bevölkerung flüchtet auf eine Anhöhe vor dem Wald unter dem freien Himmel. Die Stelle hat noch heute den Flurnamen »Pestilenzstrauch«.

1636

Allendorf wird vom Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel vollkommen ausgeplündert.

1639

14. März. Allendorf muss die Hatzfeldische Armee bei Roßdorf und Mardorf mit Proviant beliefern.

1646

Größte Kriegsnot. 8.000 Schweden ziehen unter Feldmarschall Leßle durch die hiesige Gegend. Allendorf wird völlig ausgeplündert; hinzu kommt die Pest. Einige Zeit ist die Stadt menschenleer.

1680

8. Juni. Ein schweres Unwetter vewüstet die Feldflur und vernichtet einen großen Teil der Ernte.

Erste Erwähnung eines Schulgebäudes.

1694

Ein Großbrand vernichtet die ganze Marktgasse vom Rathaus bis zum Pfarrhaus und den größten Teil der Ober- und Mühlgasse.

1706

Sonntag Jubilate. Ein weiterer Großbrand in Allendorf.

1728

17. Oktober. Der größte aller Brände, die Allendorf je erlebt hat. Nach einer halben Stunde stehen 200 Häuser in Flammen. Gegen 16 Uhr brennt die Kirche bis auf die Grundmauern ab. Die Glocken und die Orgel werden zerschmolzen. Allein der steinerne Rumpf des Turmes bleibt erhalten. 260 Gebäude, einschließlich Pfarrhaus, Schule und Rathaus, brennen ab. 28 Häuser bleiben stehen. 4 Personen kommen in den Flammen um. Es herrscht eine unvorstellbare Not in der Stadt. Zunächst wird eine arme Familie der Brandstiftung bezichtigt, später stellt sich jedoch ihre Unschuld heraus. Es wird zu Hilfsaktionen aufgerufen. Aus ganz Hessen treffen Frucht- und Geldspenden ein. Für den Wiederaufbau treffen ebenfalls viele Spenden ein.

1757

Monatelange französische Einquartierung.

1761

Es liegt ein Teil der Brigarde Boccard in Allendorf. 4.185 Gulden müssen an Kriegskosten aufgebracht werden.

1790

bis 1815. Allendorf leidet schwer unter den Wirren der französischen Revolutionskriege. Einquartierungen, Proviantlieferungen, Fuhrleistungen, Handwerkerleistungen und Geldzahlungen sind die Folge.

1792

Das preußische Regiment von Thadden lagert in Allendorf.

1828

Die inzwischen stark zerfallene Stadtmauer wird teilweise abgetragen, da die Erhaltung von der Stadt nicht mehr finanziert werden kann. Das Untertor wird abgebrochen, 1829 folgt das Obertor.

1829

5./6. September. Ein Hochwasser überschwemmt weite Teile der Gemarkung. Der Gesamtschaden an der Ernte beträgt 2.429 Gulden.

1839

13. Juni. Ein starkes Gewitter mit Hagelschlag richtet großen Schaden an. Unter anderem fließt das Wasser in so großen Mengen, dass von Allertshausen nach Allendorf Bauholz »geflößt« wird.

1842

17. Januar. Eröffnung einer Industrieschule.

1846

Bau eines zweiten Schulhauses.

1865

1. April. Einrichtung einer Postablagestelle (Einlieferungsstelle für Briefe und Postfrachtgüter).

1875

Gründung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde.

1878

Die Postzustellung wird von der Postagentur Allendorf durchgeführt und nicht mehr von Lollar.

1902

1. Juni. Inbetriebnahme der Eisenbahnnebenstrecke zwischen Londorf und Lollar (Lumdatalbahn). 1896 war die Strecke Grünberg - Londorf eröffnet worden.

1903
1904

Bau und Einführung der Wasserleitung und Kanalisation.

1904

3. Juli. Brand in der Treiser Straße und Marktstraße.

1909
1910

Bau einer dritten Schule.

1912

Anschluss Allendorfs an das Stromnetz.

1914

bis 1918. Im Ersten Weltkrieg gibt es 36 Gefallene und 2 Vermisste in Allendorf.

1920

Die Schule wird in eine 4-klassige Volksschule umgewandelt.

1926

Beginn des Aufbaus des Landschulheimes auf der Burg Nordeck.

1938

9. November. Auch in Allendorf wird in der Reichpogromnacht die Synagoge zerstört und das Inventar am folgenden Tag auf dem Festplatz verbrannt.

1939

bis 1945. Im Zweiten Weltkrieg hat Allendorf 85 Gefallene und 56 Vermisste zu beklagen.

1942

14. September. Mit der Deportation der letzten 21 Mitbürger jüdischen Glaubens in die Vernichtungslager erreicht das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte für Allendorf seinen traurigen Höhepunkt.

1945

13. Februar. Fliegerangriff auf Allendorf: Mehrere Gebäude werden völlig, andere teilweise zerstört. Es gibt 3 Tote.

1. Oktober. Wiedereröffnung der Allendorfer Schule nach kriegsbedingter Einstellung des Unterrichtes.

1951

März. Der Volksschule wird ein »Mittelschulzug« angegliedert.

1960

20. September. Allendorf werden durch einen Erlass der hessischen Landesregierung die Stadtrechte wieder förmlich zuerkannt. Zwischenzeitlich (seit 1937) waren die Stadtrechte ausgesetzt gewesen.

1966

Die alte Stadthalle (Volkshalle), eine einfache Holzkonstruktion, brennt ab.

1968

1. September. Bezug der neuen Schulgebäude der Mittelpunktschule Lumdatal, die am 12. Oktober offiziell eingeweiht wird.

1970

Das Bürgerhaus Allendorf wird eingeweiht.

Feier des 600. Jubiläums der Allendorfer Stadtrechte.

Die bis dahin selbstständigen Gemeinden Nordeck und Winnen schließen sich zur Gemeinde »Braunstein« zusammen.

1971

31. Dezember. Die Gemeinde Climbach wird in die Stadt Allendorf (Lumda) eingegliedert.

1973

14. Juli. In Nouvion-sur-Meuse wird der Partnerschaftsvertrag der französischen Stadt mit Allendorf (Lumda) unterzeichnet.

1974

1. Juli. Eine Gemeinde wechselt den Landkreis: Die Gemeinde Braunstein wird aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf aus- und in den Landkreis Gießen eingegliederd.

12. August. Die Grundschule erhält eine eigene Schulleitung. Vorher war sie von der Mittelpunktschule verwaltet worden.

1975

Das neue Rathaus und die benachbarte Sportanlage mit Rasenplatz können der Öffentlichkeit übergeben werden.

1976

1. August. Umwandlung der Mittelpunktschule zur »Gesamtschule Lumdatal«.

31. Dezember. Der Name »Braunstein« verschwindet nach nur 6 Jahren wieder von den Karten und aus den Verzeichnissen. Die Orte Nordeck und Winnen werden Stadtteile von Allendorf (Lumda).

1981

31. Mai. Letztmalig verkehrt fahrplanmäßig ein Personenzug auf der Lumdatalbahn zwischen Lollar und Londorf. Der Abschnitt Grünberg - Londorf hat bereits seit 1963 keinen Personenverkehr mehr.

2002

Climbach wird in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen. Die Einwohner legen die Schwerpunkte der Maßnahmen fest: Dorfgemeinschaftshaus, Pflasterung in der Ortsmitte, Jugendraum.

Herzlichen Dank an den Allendorfer Stadtarchivar, Karl-Heinz Phieler. Ergänzungen von Stephan Tscherny.